
Im Nebel des Krieges, auch der Kämpfe in der Ukraine, bleibt unklar, wie hoch die Verluste an Menschen auf beiden Seiten sind. Das entschuldigt jedoch nicht das geradezu zynische Desinteresse der deutschen Kriegstreiber samt der Systemmedien an den Menschenopfern der Seite, auf deren Sieg sie hoffen. Diese Ignoranz hat wahrscheinlich auch darin ihren Grund, weil es nach allen seriös einzuschätzenden Berichten vom Geschehen keinen Zweifel an schwersten Verlusten der Ukraine gibt. Diese Entwicklung hat sich im bislang negativen Verlauf der ukrainischen Gegenoffensive noch einmal verschärft. Denn die verzweifelt angreifenden ukrainischen Truppen treffen auf eine gut vorbereitete, mit einer überlegenen Artillerie und Luftdominanz ausgestatteten russischen Armee in Verteidigungsstellung.
Da die massiven westlichen Rüstungslieferungen vielen Erwartungen zum Trotz keine positive Wende für die Ukraine zu erzwingen vermögen, müssen jeden Tag deren Soldaten gegen eine Feuerwand anrennen, in der viele sterben, verstümmelt und verletzt werden. Es sind diejenigen Männer, die sich dem Frontdienst nicht entziehen wollten oder konnten. Jeder einzelne von ihnen wird nach dem Krieg beim Wiederaufbau des Landes fehlen. Und es werden immer mehr. Das kümmert weder die Hofreiters, Baerbocks oder Strack-Zimmermanns. Es treibt auch Biden, Sunak, Macron oder Scholz nicht um. Aber es reißt schreckliche Lücken in die Bevölkerung der Ukraine, die auf viele Jahre nicht geschlossen werden können.
Doch das Sterben der Ukrainer geschieht auch noch in einer anderen, zwar nicht tödlichen, aber kaum weniger folgenreichen Weise – durch Flucht: Mehr als die Hälfte der rund eine Million Ukrainer, vorwiegend Frauen, Kinder und Alte, die nach Deutschland gelangt sind, wollen offenbar nicht mehr zurück in ihre Heimat. Und nur sehr selten ist etwas von den mehreren Millionen Ukrainern zu hören, die nach Russland geflüchtet sind. Dazu kommen all die Ukrainer, welche in anderen Staaten Europas Zuflucht gefunden haben. Nicht zu vergessen ist auch die große Zahl von wehrpflichtigen ukrainischen Männern, die sich durch Beziehungen, Privilegien oder Bestechung dem Kriegsdienst entzogen haben.
Von den offiziell angegebenen knapp 40 Millionen Ukrainer sind nach manchen Schätzungen wahrscheinlich nur noch knapp 30 Millionen im Land, es können auch bereits deutlich weniger sein. Und jeder getötete Soldat ist einer mehr, der die ohnehin extrem niedrige Geburtenrate in dem verarmten, von Korruption und Misswirtschaft gebeutelten Staat noch mehr schwächt. Deshalb stirbt mit dem zweifachen Sterben der Ukrainer auch die Ukraine selbst. Blackrock und die anderen westliche Kapitalgeier haben sich die attraktivste Beute in einem der fruchtbarsten und rohstoffreichsten Gebiete der Erde zwar bereits gesichert. Aber was nutzt das in einem Land, das bald ohne Volk sein wird, aber voller Soldatengräber und Panzerschrott „Made in Germany“?
Wolfgang Hübner