
Sehr gut und verständlich erklärt von Wolfgang Hübner
Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat an der Börse schwere Verluste erlitten, der DAX sinkt, helle Aufregung darob selbst in linken Kreisen. Will ausgerechnet der Milliardär und Immobilienhai Donald Trump den liebgewonnenen westlichen Wertekapitalismus ins Unglück stürzen mit seiner Zollpolitik? Man möchte den aufgeregt-hysterischen Gemütern in Politik und Medien zurufen: Nun beruhigt euch mal! Was der amerikanische Präsident – ob bewusst oder eher instinktiv – unternimmt, ist ein riskanter, keineswegs erfolgssicherer Versuch, die USA vor dem drohenden künftigen Staatsbankrott und die Welt vor dem vernichtenden Behauptungskrieg einer untergehenden Weltmacht zu retten.
Die USA haben Staatsschulden in der astronomischen Höhe von 36.000 Milliarden, also 36 Billionen Dollar. Und diese Schulden steigen unaufhörlich an, die fälligen Zinsen dafür selbstverständlich auch. 2024 betrug allein die Zinslast deutlich über eine Billion Dollar. Und kein Ende in Sicht. Warum ist das so? Weil die USA viel zu viel importieren, auch aus Deutschland, aber viel zu wenig exportieren. Das geht lange gut, aber nicht ewig. Trump hat begriffen, dass sich die USA endlich dieser Situation stellen müssen. Die Alternative dazu siehe oben.
Biden, Harris und den Demokraten war das offenbar egal. Trump aber möchte Amerika wieder gesunden lassen. Da er den Dollar als Art unverzichtbare Weltreservewährung und mächtigste Waffe amerikanischer Politik nicht mit einer Abwertung so wenig opfern will wie den viel zu teuren weltweiten Militärapparat, greift er nun zur Zoll-Waffe. Damit will Trump nicht nur Exporte teurer machen, um staatliche Einnahmen zu erzielen. Wichtiger ist sein Bestreben, Industrien in die USA zurückzuholen, die in Länder mit billigen Arbeitskräften ausgewichen sind, um höhere Profite zu kassieren.
Sowas verärgert zwar weite Kreise des Kapitals und tut Börsen nicht gut. Breite Massen der US-Bevölkerung werden davon auch nicht erfreut sein. Denn bestimmt exportierte Produkte sind dann kaum noch erschwinglich, auch die Inflation dürfte steigen. Doch nur mit dieser Rosskur kann Trump (vielleicht) erreichen, dass die USA wieder industrialisiert werden und gute Produkte selbst herstellen können. Das wiederum wird nur möglich sein, wenn in Amerika nicht nur woke Juristen und Finanzleute ausgebildet werden, sondern genügend solide Ingenieure wie in Russland und China.
Scheitert Trump mit diesem heroischen Versuch, die USA vorm Absturz zu retten, entweder am Widerstand des Großkapitals und/oder an der Ungeduld im Volk, dann sind die zwei negativen und gefährlichen Alternativen Staatsbankrott oder Krieg programmiert. Nicht schon im nächsten Jahr, doch unabwendbar in überschaubarer Zukunft. Es gibt gerade in Deutschland, das selbst im Niedergang befindlich ist, Grund genug, Trump Erfolg zu wünschen. Dass die deutschen Meinungsmacher dafür zu ahnungslos oder zu verhetzt sind, lässt allerdings nichts Gutes ahnen.
Wolfgang Hübner