
Am gestrigen Freitag hätte sie in der Frauen-JVA Chemnitz erscheinen sollen. Stattdessen: nichts. Keine Marla, keine Meldung am Tor, keine Handschellen und auch nicht die gewünschten Bilder für die Medienmeute die sich die Beine in den Bauch stand, lediglich eine Sprachnachricht der deutschen Jeanne d’Arc, die abgespielt wurde.
„Liebesgrüße aus Moskau“ übermittelte die taffe Powerfrau über den Kurznachrichtendienst X. Ob das stimmt, weiß man nicht und es ist auch vollkommen egal.
Selten hat jemand die BRD und ihre in Irrsinn gegossenen Gesetze so vorgeführt. Selten hat jemand die zum Himmel stinkende Doppelmoral in diesem System so entlarvt wie Marla.
Mittlerweile wird in Regierungskreisen sogar darüber diskutiert, das Selbstbestimmungsgesetz, mit dem man über ein Formular sein Geschlecht wechseln kann, wieder zu ändern.
Gleichzeitig wird durch diesen Fall der Weltöffentlichkeit der Umstand vor Augen geführt, dass man in dem Land, das einst Deutschland war, Menschen wegen Meinungsdelikten ins Gefängnis steckt. Marla hat diesen Widerspruch mit einem Schlag bloßgelegt – indem sie das Regime an den Eiern packt.
Das System reagiert nun mit einem Haftbefehl! Die Staatsmacht und dieses verkommene System wurden herausgefordert von einer einzigen Frau, die nicht kuscht wie so viele in diesem Land. Eine Frau mit Eiern, wie man so schön sagt. Und genau das ist die eigentliche Blamage für das System: Nicht Marla steht nackt da, sondern ein Staat, der zeigt, dass er vor Worten mehr Angst hat als vor echten Straftätern.
Es lief sogar eine Umfrage auf X: Wer soll nächste Bundespräsidentin werden? Ursula von der Leyen gilt als Favoritin, um Frank-Walter Steinmeier zu beerben. In der Umfrage allerdings gewann Marla mit haushohem Vorsprung. Ich könnte mir zum Beispiel auch einen Tausch vorstellen: Ursula von der Leyen zieht in die JVA Chemnitz ein – Gründe dafür gäbe es schließlich genug – und Frau Liebich repräsentiert Deutschland im Schloss Bellevue.
Ob sie tatsächlich in Russland sitzt oder nur clever pokert, ist wiegesagt fast egal. Wichtig ist: Sie hat es geschafft, mit ihrem Agieren das ganze System lächerlich aussehen zu lassen. Statt einer weiteren politischen Gefangenen hat Deutschland jetzt eine neue Freiheitsheldin.
Alexander Kurth