Der BRD-Insasse und sein 16 Euro Bier!

Oktoberfest: Der BRD-Insasse und sein 16-Euro-Bier

Hurra, die Wiesn hat begonnen. Der deutsche Michel pilgert brav nach München, schwenkt seine Maß und zahlt 16 Euro für ein Bier, als wäre es der letzte Schluck Freiheit. Brot und Spiele oder besser: Grill-Hendl und etwas das Musik darstellen soll, reichen völlig aus, um die Maschinenmenschen bei Laune zu halten. Und solange der Kühlschrank noch brummt, das Licht noch brennt, etwas Geld auf dem Konto oder in der Brieftasche ist, auch wenn das Bargeld bald zum digitalen Euro umfunktioniert wird, glaubt der Insasse ernsthaft, er sei frei.

Manche kommen jetzt mit Tradition. Tradition? Die ist längst im Suff ersoffen. Was hier als „Kultur“ verkauft wird, ist Kapitalismus mit Trachten-Attrappe. In den Zelten läuft eine Dauerberieselung, die jede eigenständige Regung und das Denken zuverlässig ertränkt. Bestimmte Lieder sind verboten, weil auch das Feiern gefiltert und zensiert sein muss. Freiheit in homöopathischen Dosen, nicht zu viel, sonst könnte jemand auf dumme Gedanken kommen.

Und natürlich darf sich auch das, was sich hierzulande „prominent“ und „kulturschaffend“ nennt, gegenseitig die Klinke in die Hand geben. Leere Gespräche, leere Gesichter, Hochglanzfotos von Gestalten, die in einer echten Kulturnation bestenfalls zum Latrine putzen geeignet wären. Aber hier werden sie hofiert wie Aristokraten des Minus-Zeitalters. Wer aus der Reihe tanzt, wird natürlich ausgeladen, wie überall anders auch, in ihrer Demokratie.

Man muss ihn nicht mögen, aber er sei genannt: Michael Wendler. Umstritten, klar. Aber wenigstens Rückgrat gezeigt in einer Zeit, in der Millionen ausgegrenzt wurden. Auch die jubelten dann, weil sie endlich wieder ins Kaufhaus, die Disco oder zum Friseur durften. Dass es dabei um Grundrechte, um Freiheit an sich ging, wen hat es von diesen Gestalten interessiert? Hauptsache, der Biergarten, die Kneipe oder das Fitnessstudio hatte wieder offen.

Und so dreht sich das Karussell weiter. Krieg? Wirtschaft im Niedergang? Freiheitsrechte auf dem Abstellgleis? Wen kümmert’s, solange die Maß gefüllt ist. Feiern bis zum Untergang, das hat Tradition. Auf der Titanic wurde schließlich auch bis zuletzt musiziert. Ich habe immer noch die leichte Hoffnung dass die BRD das selbe Schicksal wie die Titanic erleidet.

Anmerken möchte ich noch an dieser Stelle, das ich natürlich selbst gern mal feiern gehe. Großveranstaltungen meide ich allerdings, Maschinenmenschen und das noch in großer Anzahl lösen bei mir Depression aus. Dann lieber ein Grillabend mit guten Freunden, der Rest ist sowieso nur Ballast.

Prost, Michel. Prost, Insasse. Das Orchester spielt.

Alexander Kurth

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