
76 Jahre DDR – Erinnerung an ein Stück Heimat
Ein Staat, der die Heimat von etwa 17 Millionen Bürgern war, würde heute seinen 76. Geburtstag feiern. Ich war einer dieser Einwohner, auch wenn ich in der DDR nur einen Teil meiner Kindheit verbrachte. Ich selbst bin Baujahr 1979 und verbrachte eine glückliche Kindheit im einstigen Arbeiter- und Bauernstaat. Politik hat uns damals als Kind eigentlich nicht großartig interessiert, obwohl man einiges mitbekam, im eigenen Elternhaus oder in der Schule. Ich nutzte wie viele andere Kinder die zahlreichen kostenlosen Angebote im Schülerfreizeitzentrum, bei mir war es zum Beispiel ein Modellbaukurs. Ich war viel an der frischen Luft, damals war es für unsere Eltern schwierig uns pünktlich in die Wohnung zu bekommen, heute ist es andersrum, da sind die Eltern froh darüber wenn sich die Kinder mal von der Spielkonsole oder vom Handy lösen. Aber das möchte ich nur am Rande erwähnen.
So wie ich mich dagegen wehre, dass unsere Geschichte in den zwölf Jahren zu einem Verbrecheralbum umgedeutet wird, lehne ich auch jede Verunglimpfung der DDR ab. Deshalb dieser kleine Artikel aus meiner Feder.
Es zeichnete sich ab, dass der Nationalfeiertag im Jahr 1989 der letzte der DDR sein könnte. Im Palast der Republik feierte die Elite, draußen protestierte das Volk. Viele von jenen, die damals protestierten, wären mit dem Wissen von heute wohl zu Hause auf dem Sofa geblieben – aber bekanntlich ist man hinterher immer schlauer. Die Elite von damals hatte ebenfalls ihre Privilegien und auch Fehler, aber sie stehen in keinem Verhältnis zu der heutigen abgehobenen und gemeingefährliche politischen Klasse.
Natürlich wurde auch bewusst von bestimmten Kräften im politischen Chaos im Herbst 1989 eine Neiddebatte geführt, um das Volk aufzuwiegeln. So schwadronierte man vom angeblichen Luxus der Eliten in Wandlitz. An die niedrigsten Instinkte zu appellieren hat schließlich schon immer am besten funktioniert. Das klappt auch in der heutigen Zeit. Ist schließlich einfacher, als wirkliche Probleme und Ursachen zu nennen. Was man verhindern wollte, war, dass das Volk eine fortbestehende, eigenständige und natürlich reformierte DDR anstrebt – sie sollte beseitigt werden. Aber die letzten Tage der DDR wären ein Thema für einen extra Artikel.
Die etwa 17 Millionen Einwohner der DDR liebten, lachten und weinten wie andere Völker auch. Sie war für die meisten Menschen kein graues Gefängnis, sondern Heimat. Natürlich gab es politisches Unrecht, wie in anderen Ländern der Welt auch, egal von welcher Regierungsform sie gelenkt werden. Aber hatten wir Hunderttausende Obdachlose, die teilweise im Winter auf den Straßen einsam und elendig verrecken? Nein, das hatten wir nicht. Waren die Soldaten der DDR fast überall auf der Welt im Kriegseinsatz, um für fremde Interessen zu kämpfen? Nein, das waren sie nicht.
Was ist falsch an gelebter Völkerfreundschaft, wo sich Nationen gegenseitig unterstützen, ohne dass raubtierkapitalistische Mechanismen im Vordergrund stehen? Nichts. Was ist falsch an einer Nation, die sagt: Nie wieder Krieg? Nichts. Ich könnte hier noch weitere Beispiele nennen, natürlich auch Negative, aber das überlasse ich jenen Kräften, die Selbstbesudelung und Beschmutzung unserer Geschichte in ihrer DNA tragen. Bei der Thematik Selbstbesudelung sind die Deutschen oder diejenigen, die man einst als Deutsche bezeichnete, heute noch Weltmeister, auch wenn es sonst auf fast allen Gebieten bergab geht. Kaum ein Volk der Welt blickt so voller Selbsthass auf die eigene Geschichte, besonders bei Tabuthemen.
Die DDR war ein Land, in dem Attribute wie Heimat nicht wie ungeliebte Schmuddelkinder behandelt wurden. Sie klangen in vielen Liedern wieder, wie in „Unsere Heimat“ von Herbert Keller – wohl das bekannteste Lied neben „Kleine weiße Friedenstaube“, das in der DDR gesungen und gespielt wurde. Dass die Fahne der DDR an Gebäuden, an Schulen oder bei Veranstaltungen gezeigt wurde, war normal. Ich erinnere hier nur an die beeindruckenden Choreographien bei Turn- und Sportfesten. Besucht heute jemand Deutschland, ohne zu wissen, dass er sich in Deutschland befindet, könnte er denken, er sei in Israel, der Ukraine oder im Christopher-Street-Day-Land, wenn er die Beflaggung an öffentlichen Gebäuden anschaut.
Die Menschen, die die DDR mitgestaltet haben, können mit Stolz auf das Geschaffene zurückblicken, gerade die Generationen der Aufbaujahre. Gleiches gilt natürlich auch für die Menschen in der damaligen BRD, obwohl dort wesentlich andere Rahmenbedingungen herrschten.
Ein Land, das nach 1945 zu einem großen Teil deindustrialisiert war, fast alle Reparationsleistungen alleine getragen hat und kaum Schwerindustrie besaß, schaffte es durch den Fleiß seiner Bürger, zu den zehn stärksten Industrienationen weltweit zu gehören – andere Statistiken gehen von einer etwas niedrigeren Platzierung aus. Aber es heißt ja nicht umsonst: „Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.“
Das wurde nur möglich – und da muss ich ausnahmsweise mal eine Aussage des Kriegsverbrechers W. Churchill bedienen – durch „Blut, Schweiß und Tränen“ der Einwohner in den Nachkriegsjahren und den Anfangsjahren der DDR. Schaut mit Stolz auf ein Land zurück, das zur damaligen Zeit ein hervorragendes Gesundheitssystem hatte, dessen Bildungssystem einmalig war und noch heute in abgewandelter Form in Ländern Anwendung findet, die bei Pisa-Studien teilweise vordere Plätze belegen. Dort wurde Kindern noch Wissen vermittelt und kein Irrsinn.
Lasst euch das Land, das auch über Jahrzehnte hinweg eure Heimat war, nicht kaputtreden. Schon gar nicht von Politikern, Geschichtsfälschern und Medien, die keinerlei Moral besitzen.
Im Gegenteil: Gerade am heutigen Tag sollten wir uns mal den Text der DDR-Nationalhymne zu Gemüte führen – und wenn es nur die eine Passage ist:
„Das nie wieder eine Mutter ihren Sohn beweint.“
Alexander Kurth