
Heute jährt sich der Todestag von Dr. Jörg Haider bereits zum 17. Mal. Er war zweifellos eine der prägendsten und charismatischsten Persönlichkeiten der europäischen Politik. Haider war aber auch jemand, der über den Tellerrand hinaus sah, der keine Angst davor hatte, Brücken zu bauen, wo andere Mauern errichteten und in starren Dogmen agieren.
Im Gegensatz zu den heutigen Führungskräften vieler europäischer Rechtsparteien scheute Haider keine kontroversen Kontakte. Er traf Iraks Präsidenten Saddam Hussein, pflegte enge Beziehungen zu Libyens Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi und zu dessen Sohn Saif al-Islam Gaddafi. Für Haider gehörten solche Gespräche zu einem selbstbewussten, unabhängigen außenpolitischen Kurs. Er war kein Politiker, dessen agieren von einer rückgratlosen Unterwürfigkeit gegenüber dem Westen geprägt war.
Auch in seiner Haltung gegenüber Israel blieb Haider eigenständig. Er war zwar kein Gegner Israels, aber ebenso wenig jemand, der sich wie es heute bei Politikern wie Geert Wilders oder Giorgia Meloni zu beobachten ist, um die Gunst Tel Avivs bemühte. Als Israel 2006 den Libanon bombardierte, verurteilte Haider die Luftangriffe offen als „Staatsterror“. Das brachte ihm scharfe Kritik israelischer Politiker ein, doch er blieb standhaft und hielt an seiner Meinung fest. Erwähnen möchte ich diesen Aspekt, da er kaum bekannt ist. Vielen ist Haider sicherlich nur wegen seiner Kritik an der damaligen Asyl-Fehlpolitik in Erinnerung, er war aber mehr als ein dumpfer Populist
So geriet Haider auch in Konflikt mit der Europäischen Union. Nach der Nationalratswahl 1999 bildete die FPÖ eine Koalition mit der ÖVP. Mehrere EU-Staaten reagierten mit diplomatischen Sanktionen: bilaterale Kontakte wurden eingeschränkt, offizielle Einladungen und Gespräche ausgesetzt. Diese Maßnahmen dauerten etwa ein halbes Jahr. Haider nutzte die Situation, um seine Linie einer unabhängigen Politik zu unterstreichen und sein Profil als Politiker mit eigenem Kompass zu stärken. Die Koalition mit der ÖVP war trotzdem der wohl größte Fehler in seiner politischen Karriere. Auch unter seinem Nachfolger Heinz-Christian Strache beging die Partei diesen Fehler.
Haider war ein Politiker mit Rückgrat. Einer, der sich nicht nach der öffentlichen Stimmung richtete, sondern nach seinem eigenen Kompass. Er sprach mit Politikern, mit denen sonst kaum einer sprach. Nicht aus Naivität, sondern weil er glaubte, dass echter Dialog Brücken bauen kann.
Bis heute wird über die Umstände seines Todes spekuliert. Offiziell kam er bei einem Autounfall ums Leben. Doch viele offene Fragen bleiben bis heute bestehen.
Jörg Haider bleibt eine Ausnahmegestalt: charismatisch, streitbar, eigenständig und unvergesslich. 17 Jahre nach seinem Tod gilt er noch immer für viele Menschen als Symbol für Mut, Authentizität und den Glauben daran, dass Politik auch anders sein kann.
Alexander Kurth