In Erinnerung an die Olsenbande

In Erinnerung an die Olsenbande, zum Geburtstag von Poul Bundgaard der heute 103 Jahre alt geworden wäre

In einer Zeit in der Kinder und Jugendliche noch nicht den ganzen Tag vor dem Fernseher, dem Laptop oder Handy hingen, war das Anschauen von einem Film noch etwas besonderes. Unsere Eltern waren damals froh wenn wir halbwegs pünktlich Zuhause waren, heutzutage sind die meisten Eltern froh wenn sich ihre Kinder mal von der Konsole oder vom Computer lösen, das möchte ich aber nur am Rande erwähnen.

Ein Film der uns immer vor den Fernseher lockte oder ins Kino, waren die Gaunerstücke der Olsenbande.

Wenn Egon Olsen seine Melone aufsetzt und sagt: „Ich habe einen Plan“,dann ist das für viele von uns das Zeichen, dass ein vertrautes Stück Kindheit wieder beginnt. Die drei Ganoven: Egon, Benny und Kjeld – gehörten zu unserem Alltag, als es nur wenige Programme gab und man Filme sogar noch gemeinsam sah.

Die Olsenbande, das waren keine Helden im klassischen Sinn. Es waren kleine Leute, die groß träumten und (fast) jedes Mal scheiterten, egal wie genial Egons Pläne auch waren. Aber genau das machte sie so menschlich. Egon mit seinem Ehrgeiz, Benny mit dem ewigen Grinsen und der oftmals ängstliche Kjeld, der mit hängenden Schultern und weicher Stimme immer wieder hineingezogen wurde, obwohl er eigentlich gar nicht wollte.

Poul Bundgaard, der Kjeld spielte, hätte am heutigen Tag seinen 103. Geburtstag gefeiert.Er starb während der Dreharbeiten zum letzten Film, dieser mußte sogar ohne ihn beendet werden. Bundgaard hat Kjeld etwas gegeben, das man heute kaum noch sieht: Wärme, Unsicherheit, Menschlichkeit. Man glaubte ihm jedes Zucken im Gesicht, jedes nervöse „Jaja, Egon“. Genau diese Marotten machten Kjeld sympathisch.

Und dann war da Yvonne, Kjelds Frau. Sie war laut, fordernd, manchmal nur schwer erträglich, besonders für Kjeld. Ohne sie hätte etwas gefehlt. Sie hielt das kleine Zuhause zusammen, während Kjeld wieder in irgendeinen Plan verwickelt wurde. Zu erwähnen sind natürlich noch Börge, Kriminalkommissar Jensen, Dynamit Harry und das Dumme Schwein, um nur einige der Charaktere zu nennen, welche die Filme so einzigartig machten.

In der DDR waren die Filme ein fester Teil des Lebens, der zu fast jeden Haushalt gehörte. Man wartete darauf, dass sie im Fernsehen liefen, und lachte, auch wenn man längst wusste, was passiert. In der Bundesrepublik hat die Olsenbande nie dieselbe Wirkung gehabt, vielleicht, weil die Synchronisation dort zu glatt war. In der DEFA-Fassung klangen Egon, Benny und Kjeld wie Menschen von nebenan. Ihre Sprache, ihr Humor, ihre kleinen Eigenheiten – das alles war vertraut und eben beliebt.

Ich erinnere mich heute an diese Sonntage. Der Fernseher flimmerte, draußen war es grau, und drinnen saß man mit Familie oder Freunden. Man wusste, Egons Plan würde wieder schiefgehen, und doch hoffte man jedes Mal aufs Neue, dass es diesmal klappt. Und wenn die Polizei ihn am Ende wieder abführte, war das fast tröstlich – weil alles seinen gewohnten Lauf nahm.

Diese Filme sind alt geworden, aber sie haben nichts von ihrer Seele verloren, ebenso wie die Indianerfilme mit Gojko Mitic oder die alten sowjetischen Märchenfilme. Wenn man sie heute sieht, spürt man etwas, das man mit Worten kaum beschreiben kann. Eine leise Wehmut, ein bisschen Wärme, Erinnerung ein Stück Vergangenheit und Heimat.

Poul Bundgaard, Ove Sprogøe, Morten Grunwald, sie alle sind gegangen. Aber sie haben etwas hinterlassen, das bleibt.
Die Olsenbande war nie bloß seichte Unterhaltung. Sie war ein Stück von uns. Eine Erinnerung daran, dass man scheitern darf, solange man nicht aufhört, Pläne zu machen.

Und manchmal, wenn man den Satz hört – „Ich habe einen Plan“ – fühlt man sich wieder ein bisschen wie damals, als das Leben noch unbeschwerter war.

Alexander Kurth

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