
Der nächste hochstilisierte Skandal… Pflegekräfte sollen in Helioskliniken Betten putzen
Putzen, nein danke, wir sind Pflegekräfte. Ist das neu, dass Pflegekräfte kleine Putzarbeiten übernehmen? Nein, das gehörte zur Umsicht, zu den Aufgaben einer Krankenschwester. Vielleicht nicht im Westen, doch in der DDR gehörte es definitiv dazu.
Ich erinnere mich an meine Lehrzeit im Parkkrankenhaus Leipzig- Dösen, zur Wendezeit. Ich war Lernschwester und die Arbeitszeit begann 5: 30 Uhr umgezogen auf Station. Die Stationsleitung kontrollierte ob wir strahlend weiße und gestärkte Kittel trugen. Haare zusammen gebunden, kurze Fingernägel, am besten ungeschminkt. Was heut zu Tage gar nicht mehr möglich ist, denn angeklebte Wimpern, Nägel aus dem Nagelstudio lang und bunt, in den Farbtopf gefallen, offene lange Zotteln,sowie Säcke als Pflegekleidung ist heute vogue. Schlimm und ein Horror für die Patienten.
Nach der Übergabe ging es in die Säle mit 20 Patienten, Fieber und Blutdruck messen,waschen, Betten machen und neu beziehen. Danach Frühstück verteilen. Als erledigt war, wurden die Betten abgewischt, Nachttische gereinigt, Blumen versorgt und Säle gewischt. Auch wir waren damals unterbesetzt, aber Hygiene war wichtig. Die Oberschwester kontrollierte, wenn es nicht stimmte, dann alles auf Anfang. Haben wir uns beschwert? Nein, mit den Augen gerollt, aber es gehörte dazu.
Später kamen Putzdienste extern, 2 Minuten für ein Zimmer, runde Ecken gewischt, den Dreck von vorne nach hinten gekehrt. Sauber und hygienisch geht anders.
Nun schreien die Mitarbeiter der Helios -Kliniken auf, wir putzen nicht. Man sollte die Kirche im Dorf lassen, denn niemanden fällt ein Zacken aus der Krone, auch mal einen Lappen in die Hand zu nehmen. Selbst beim Reinigen eines Bettes oder des Nachttisches kann man durchaus mit Patienten kommunizieren, was für beide Seiten positiv ist.
Wir haben damals noch Gummihandschuhe gewaschen, getrocknet, gepudert und verpackt. Wir haben aus Kompressen Tupfer gedreht und in Trommeln verpackt und zur Sterilisation gebracht. Wir haben Binden gewaschen und gerollt, oft haben uns Patienten geholfen. Wir haben Glasspritzen gereinigt und Kanülen überprüft. Wir haben Bettpfannen gereinigt und vorallem wir haben überlebt. Alles gehörte zum Pflegealltag auf einer Station dazu. Hat es uns geschadet? Nein.
Natürlich gehört die Zeit für die Patienten unbedingt dazu, aber Jammern auf hohem Niveau ist hier unangebracht.
Beim Skandal des Putzens geht es um Betten abwischen, schön , wenn es damals das einzige gewesen wäre.
Ich arbeite im häuslichen Bereich, in dem man auch mal den Staubsauger in Hand nimmt, die Wäsche macht und Staub wischt. Das gehört einfach dazu.
Wer hier noch jammert, weil man mal ein Bett abwischen soll, hat den Beruf der Schwester des Kranken nicht verstanden. Der Beruf beinhaltet das Ganzheitliche, nicht nur den Patienten, sondern auch das Umfeld.
Ich bin froh, noch die Aufgaben der in der DDR ausgebildeten Krankenschwester erfahren zu haben. Umsicht, Hygiene und das Wohl der Patienten war wichtig und das war gut so.
Herzlichst Schwester Anja