
von links: Stefan Hartung, Arne Schimmer, Sascha Roßmüller, Peter Schreiber, Markus Pruss, Philipp Neumann




Spannende und kontroverse Diskussion mit Peter Schreiber, Micha Brück (Moderation), Markus Beisicht, Doris v. Sayn-Wittgenstein



Peter Schreiber, Ilya Rivkin, Andreas Kalbitz, Sascha Roßmüller, Doris v. Sayn-Wittgenstein, Martin Kohlmann (v.l)

Martin Richter von der Gegenuni
„Spaltung überwinden – Widerstand organisieren“ lautete das Motto der Veranstaltung. Ein Motto, das man angesichts der katastrophalen Situation, in der sich unser Land befindet, kaum treffender hätte wählen können. Auch wir als Medienportal vertreten die Auffassung, dass politische Diskussionen grundsätzlich mit jedem geführt werden sollten – selbst dann, wenn man in zentralen Fragen unterschiedlicher Meinung ist.
Als Referenten bzw. Redner waren unter anderem Doris von Sayn-Wittgenstein, Sascha A. Roßmüller, Markus Beisicht, Andreas Kalbitz und Peter Feist angekündigt. Ein Redner aus der türkischen Community, der Friedensaktivist Zafar Topak, konnte aufgrund massiver Probleme im ÖPNV leider nicht teilnehmen. Er hätte die Veranstaltung zweifellos bereichert und für eine noch lebhaftere Debattenkultur gesorgt – denn Diskussionen leben nunmal von verschiedenen Blickwinkeln.
Die Veranstaltung selbst gliederte sich in mehrere Debattenrunden, Buchvorstellungen und Impulsreferate.
Erste Diskussionsrunde: „KO durch KI?“
Die erste Diskussionsrunde widmete sich einem Thema, das in Zukunft noch erheblich an Bedeutung gewinnen wird: dem Umgang mit Künstlicher Intelligenz.
Auf dem Podium diskutierten Stefan Hartung (Stadtrat in Aue-Bad Schlema),
Arne Schimmer (Chefredakteur „Aufgewacht“),
Sascha Roßmüller (Journalist und Autor),
Peter Schreiber (Vorsitzender „Die Heimat“),
Markus Pruss (Lara Comics) und
Philipp Neumann (Musiker).
Die Meinungen gingen teilweise auseinander, doch niemand auf dem Podium sprach sich grundsätzlich gegen KI aus. Kritisch angemerkt wurde unter anderem, dass beim übermäßigen Verlassen auf KI schöpferische Fähigkeiten verloren gehen könnten, weil Technik zunehmend in den Vordergrund rückt. Auch die Sorge, sich in der digitalen Welt zu verlieren, während die analoge Welt zurücktritt, wurde geäußert. Diese Bedenken spiegelten sich ebenfalls in den Publikumsfragen wider – die Sorge vor einer immer weiter voranschreitenden Digitalisierung ist spürbar und keineswegs unbegründet.
Dennoch sahen die meisten Diskutanten in der KI eine große Chance, insbesondere für alternative Medien, die ohne Zwangsgebühren auskommen müssen. Anhand verschiedener Beispiele wurde erläutert, wie diese von KI profitieren können.
In einem Punkt herrschte Einigkeit: Deutschland darf die globalen Entwicklungen im Bereich KI und Digitalisierung nicht verschlafen. Leider ist Deutschland auch hier weit von der Weltspitze entfernt. Unabhängig davon, ob man KI befürwortet oder kritisch sieht – dieser Prozess lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Während durch die KI verschiedene Berufe überflüssig werden wie es der Sänger Philipp Neumann erwähnte, ergeben sich gleichzeitig neue berufliche Chancen. Dieses Potenzial ungenutzt zu lassen, wäre grob fahrlässig.
Buchvorstellung und Interview
Nach der ersten Debatte stellte „Aufgewacht“-Chefredakteur Arne Schimmer sein neuestes Buch vor – eine Biografie über den „Panzersprenger von Karl-Marx-Stadt“ Josef Kneifel. Das Werk wurde bereits im Rahmen der alternativen Buchmesse „Seitenwechsel“ vorgestellt.
Anschließend interviewte Schimmer den Publizisten Peter Feist, der als Autor, Publizist und Rhetoriktrainer tätig ist. Er arbeitete unter anderem für die AfD sowie für das alternative Medium Compact. Obwohl er ein Neffe der ehemaligen DDR-Bildungsministerin Margot Honecker ist, stand er dem DDR-System in vielen wesentlichen Fragen kritisch gegenüber und forderte Reformen. Feist betonte, dass er sich bereits seit 1986 im Widerstand befinde. Entsprechend war das Interview überaus spannend und bot zahlreiche Einblicke.
Kontroverse Debatte: „Zwischen Vielvölkerstaat und Remigration“
Es folgte die wohl kontroverseste Diskussionsrunde des Tages. Unter dem Titel „Zwischen Vielvölkerstaat und Remigration“ diskutierten:
Peter Schreiber (Die Heimat)
Markus Beisicht (Aufbruch Leverkusen)
Doris von Sayn-Wittgenstein
Moderation: Michael Brück
Markus Beisicht, der in Leverkusen ein politisches Bündnis mit wertkonservativen Migranten und Muslimen geschaffen hat, argumentierte, dass insbesondere die alten Bundesländer neue Bündnispartner benötigen, um gegen die Verwerfungen der westlichen „Unwertegesellschaft“ bestehen zu können. Mit wertkonservativen Migranten gebe es zahlreiche Schnittmengen, die genutzt werden sollten. Er verwies dabei auf verschiedene Veranstaltungen, die er organisiert hat, u. a. gegen den Leverkusener CSD, gegen Frühsexualisierung und zum Genozid im Nahen Osten.
Peter Schreiber vertrat hingegen eine deutlich kritischere Haltung. Zusammenarbeit könne man im Einzelfall erwägen, direkte Bündnisse lehne er jedoch ab. Dabei wurde mehrfach betont, dass zwischen Ost und West erhebliche Unterschiede in der Bevölkerungsstruktur bestehen und daher unterschiedliche politische Konzepte sinnvoll sein können.
Moderator Michael Brück sorgte dafür, dass die Debatte lebhaft blieb. Doris von Sayn-Wittgenstein schilderte anhand persönlicher Erfahrungen, dass es an uns selbst liegt, ob wir gesellschaftliche Entwicklungen hinnehmen oder ihnen entschlossen entgegentreten.
Vor allem in der Publikumsrunde wurde es sehr emotional. Insbesondere die Frage, ob Bündnisse mit wertkonservativen Migranten sinnvoll oder gefährlich seien, führte zu intensiven Wortmeldungen. Am Ende blieb jedoch deutlich: Solche kontroversen Debatten sind notwendig, um Spaltung zu überwinden und den gemeinsamen politischen Gegner in den Blick zu nehmen. Ein Wandel kann nur gelingen, wenn nicht Symptome, sondern Ursachen bekämpft werden.
Die folgende Pause bot Gelegenheit für konstruktive Gespräche, Interviews und Besuche an den Informationsständen. Vor Ort präsentierten sich unter anderem die Freien Sachsen sowie Verlage wie MetaPol und andere.
Der Autor und Journalist Sascha Roßmüller stellte anschließend sein neuestes Werk vor. Zu seinen bekanntesten Büchern zählt
„Geopolitische Zeitenwende: Multipolarität statt Imperialismus“.
Sein neues Buch trägt den Titel:
„Kultur – Ästhetik – Identität. Blütenlese des Abendlandes“.
Genau diese Elemente sollen unserem Volk nicht verloren gehen.
„Systemimmanente oder systemüberwindende Opposition?“
Nach einem informativen Impulsreferat von Martin Richter (GegenUni) begann die letzte Diskussionsrunde. Auf dem Podium saßen:
Peter Schreiber
Ilya Rivkin (Autor)
Andreas Kalbitz
Sascha Roßmüller
Doris von Sayn-Wittgenstein
Martin Kohlmann (Freie Sachsen)
Kalbitz und Sayn-Wittgenstein berichteten aus ihren Erfahrungen innerhalb der AfD. Beide standen stets gegen Distanzierungswahn und innerparteiliche Spaltung und wurden unter anderem deshalb Ziel von Ausschlussverfahren, obwohl sie für die Partei mit die besten Wahlergebnisse holten. Sie erinnerten daran, dass viele Politiker nach Wahlerfolgen schnell die Bodenhaftung verlieren – doch die politischen Friedhöfe seien voller Menschen, die sich für unersetzlich hielten. Diesem Zitat von Andreas Kalbitz können auch wir uns anschließen.
Ein Gegenbeispiel liefern die Freien Sachsen unter Martin Kohlmann: Sie schaffen es, verschiedene politische Strömungen zu vereinen und sind besonders bei außerparlamentarischen Aktionen ein wichtiger Faktor des Widerstands. Dies betonte Martin Kohlmann auch in seinen Wortmeldungen.
Die Diskutanten waren sich einig, dass Spaltung überwunden werden muss und punktuelle Zusammenarbeit möglich und notwendig ist. Zudem wurde die Frage aufgeworfen, ob wir uns bereits in einer vorrevolutionären Phase befinden. Unabhängig von der Bewertung lässt sich feststellen, dass sich im Widerstandslager etwas bewegt: Strukturen lösen sich auf, und selbst Personen aus klassischen linken Milieus suchen zunehmend den Austausch mit Akteuren aus dem sogenannten rechten Spektrum.
Positiv hervorgehoben wurde in diesem Zusammenhang Dieter Dehm, der im Bereich Friedenspolitik immer häufiger den Schulterschluss sucht. Krieg betrifft schließlich alle Menschen – Bomben machen keinen Unterschied zwischen Links, Rechts, Liberal, Christ oder Muslim. Das künstliche Aufteilen der Gesellschaft ist letztlich ein Machtinstrument der herrschenden Klasse. Die traditionellen politischen Kategorien haben sich ohnehin verschoben: Stand linke Politik früher für konsequente Friedenspolitik und Abrüstung, so steht sie heute für Genderdebatten, Hochrüstung und Kriegstreiberei.
Fazit
Alles in allem war es eine gelungene und gut besuchte Veranstaltung, die allerdings noch mehr Teilnehmer verdient gehabt hätte. Anders als bei der Buchmesse „Seitenwechsel“ gab es in Altenburg keinerlei Gegenprotest – abgesehen von einigen mit Steuergeldern finanzierten Denunzianten die sich als Fotografen ausgeben und sich bei Schmuddelwetter vor dem Gelände die Beine in den Bauch standen.
Weitere Veranstaltungen dieser Art sind ausdrücklich zu begrüßen. Selbiges gilt im übrigen auch für die Buchmesse „Seitenwechsel“. Hier musste sogar ein Journalist des MDR zugegeben, welchen der Autor dieses Artikels auf der Anreise nach Altenburg zufällig traf zugeben, dass die Teilnehmerzahl in Halle mehr als beachtlich war.
Wünschenswert wäre künftig eine noch größere Bandbreite an Diskutanten, denn gerade sehr unterschiedliche Akteure tragen zu besonders lebhaften und kontroversen Debatten bei.
Alexander Kurth