
Neues aus der BRD-Familienpolitik für 2026
Teil 1: Kindergelderhöhung um vier Euro
Vier Euro.
Manche freuen sich darüber. Ich ehrlich gesagt nicht. Für mich ist das wieder einmal ein ziemlich klares Signal dafür, wo Familien mit Kindern in diesem System stehen – nämlich weit unten. Vier Euro helfen niemandem. Sie gleichen nichts aus. Sie beruhigen höchstens das politische Gewissen nach dem Motto: Wir haben an die Familien gedacht, mehr war leider nicht drin.
Kindergeld ist ja ohnehin ein Dauerstreitthema. Ich habe unzählige Diskussionen mit Kinderlosen geführt, die ernsthaft der Meinung sind, sie würden mit ihren Steuern meine Kinder finanzieren. Dieselben Leute finden es dann vermutlich auch noch unverschämt, dass Eltern jetzt vier Euro mehr auf „Staatskosten“ für ihre Blagen bekommen.
Dabei war Kindergeld nie als Geschenk gedacht und auch nicht als Sozialromantik. Es ist ganz sicher kein „Ihr lebt auf Kosten anderer“. Wer so argumentiert, hat das Prinzip des Generationenvertrags nicht verstanden – oder will es nicht verstehen.
Kindergeld bedeutet im Kern etwas ziemlich Banales: Kinder werden steuerlich nicht wie ein Luxusgut behandelt, und Eltern übernehmen Aufgaben, Kosten und Verantwortung, die ein Staat selbst gar nicht leisten kann. Wir reden hier schließlich nicht über ein Hobby, sondern über Menschen, die großgezogen, begleitet, gebildet und irgendwann ins Leben entlassen werden müssen.
Kinder sind Humankapital. Wer mehrere Kinder großzieht, trägt dazu bei, dass dieses System überhaupt eine Zukunft hat – Renten, Pflege, Gesundheitswesen, Infrastruktur. Oder versucht es zumindest, denn die Situation im eigenen Land und in der Welt befindet sich ja gerade in ständigem Wandel.
Am Kindergeld wurde über die Jahre immer wieder herumgeschraubt. Früher galt immerhin noch: Wer mehr Kinder hat, bekommt auch mehr Ausgleich. Heute wird jedes Kind finanziell gleich behandelt. Das klingt auf den ersten Blick fair, blendet aber komplett aus, wie die Realität von Großfamilien aussieht. Wohnraum, Mobilität, Energie, Lebensmittel – all das skaliert nicht gerecht, nur weil man sagt: jedes Kind gleich viel.
Wer sich bewusst für mehrere Kinder entscheidet, investiert mehr Zeit, mehr Geld, mehr Kraft und letztlich mehr Zukunft. Und wer glaubt, der Staat lege die heutigen Rentenbeiträge sicher beiseite, bis man selbst alt ist, der verkennt, wie dieses System funktioniert. Die Kinder von heute tragen die Rentner von morgen – sofern es dann überhaupt noch funktionierende Renten- und Pflegesysteme gibt.
Diese vier Euro zeigen deshalb vor allem eines: wie gering der politische Stellenwert von Kindererziehung inzwischen geworden ist.
RW