Unruhe in der AfD

Die AfD tat sich schon immer schwer auf dem politischen Parkett, wenn es um die Akzeptanz anderer Parteien, Vereine oder Initiativen im patriotischen Lager ging. „Distanzierung“ steht nicht offiziell im Programm, ist aber oberstes Gebot und gelebte Praxis mit wenigen Ausnahmen. Parteien im linken Spektrum sind da professioneller und „kameradschaftlicher“ unterwegs als die Kameraden der AfD. Dort gehört es zum guten Ton und Selbstverständnis, öffentlich geschlossen für oder gegen etwas aufzutreten. Von MLPD, DKP über LINKE, B90/Grüne, SPD bis zu Die Partei und Antifa ist dort alles dabei und streitet gemeinsam statt getrennt, zumeist für den völligen Niedergang unseres schönen deutschen Landes. Ähnliches ist mit der AfD auf der Gegenseite vollkommen unmöglich. Die Gründe sind naheliegend und oft diskutiert in der Partei: Angst davor, als „zu rechts“ zu gelten, was immer der Gradmesser dafür sein soll, und der destruktive Herrschaftsanspruch rechts neben der CDU. Man hat wohl einfach Angst davor, Macht und Versorgungsposten an andere verlieren zu können. Für eine Partei, die angeblich der Sache und dem Land dienen will, wie es AfD-Redner gebetsmühlenartig von der Kanzel predigen, wäre das allerdings egal, nicht aber, wenn eine Partei nur der eigenen Sache dient.

Die Liste der Distanzierungen der AfD, meist durch deren (versorgte) Führungsriegen vorgetragen und in der Mitgliederbasis oft mit Unverständnis wahrgenommen, ist mittlerweile ellenlang. Auch von den selbsternannten „patriotischen Ostverbänden“, die nun immer wieder ihre aufopferungsvolle Liebe zur Sache und zum Vaterland unterstreichen, ist da nichts anderes zu vernehmen. So erinnern wir uns an ein Rundschreiben der AfD Thüringen, also genauer des Landesvorstandes unter Björn Höcke, im Oktober 2021, in welchem sich von einem Oktoberfest im Kyffhäuserkreis der bundesweiten Interessengemeinschaft „Aufbruch Deutschland“ distanziert wurde. Der Einladung durch Doris von Sayn-Wittgenstein und André Poggenburg folgten trotzdem auch zahlreiche AfD-Mitglieder und sogar AfD-Abgeordnete, die sich solchem Distanzierungsschauspiel verwehren und eine wunderbare, gesellige Veranstaltung erlebten. Ganz aktuell ist es ein Rundschreiben der AfD-Sachsen-Anhalt, welches für Unruhe und hitzige Diskussionen in der Mitgliederbasis sorgt (Bild). Auch hier wird sich distanziert, namentlich u. a. von den „Freien Sachsen“, einer Regionalpartei in Sachsen, vor der die dortige AfD wohl immer mehr Respekt bekommt. Unsere Recherchen legten offen, dass aus dem AfD-Landesverband Sachsen heraus die Bitte gen Sachsen-Anhalt gerichtet wurde, auch hier mal für etwas Distanzierungsvorgabe unter den Mitgliedern zu sorgen. Im Landesvorstand unter Martin Reichardt wurde dann vorliegender Mitgliederappell, zugegeben noch recht moderat, veranlasst. Man hätte es sicher besser machen können. Wie? In dem man „diesen Quatsch einfach lässt“, so Meinungen aus der Basis.

Wir haben die Partei „Freie Sachsen“ um eine kurze Stellungnahme gebeten und erhielten aus deren Geschäftsstelle folgende Antwort: „Statt panisch Angst vor anderen oppositionellen oder patriotischen Organisationen zu haben, müssen Teile der AfD endlich ihre Dauerdistanzierungen überwinden. Es sollte nicht darum gehen, wer eine Aussage tätigt, sondern ob sie sinnvoll und unterstützenswert ist, ganz unabhängig von der organisatorischen Herkunft. Andernfalls verhält sich die AfD nicht viel besser als die etablierten Parteien im Bundestag und hat nicht mehr das Wohl der Bürger, sondern nur noch den eigenen Machterhalt im Blick.“

Ein Kommentar zu „Unruhe in der AfD

  1. Das ist das Problem unseres Parteiensystems. Die gutversorgten Führungsspitzen fürchten den Verlust ihrer Position. Es gibt natürlich auch einige Idealisten, aber das ist leider nirgends die Mehrheit. Auch die Grünen sind einmal mit ganz anderen Zielen gestartet, als was sie jetzt vertreten. Es würde nur eine grundlegende Reform helfen.Mein Vorschlag: Keine Immunität, keine Nebeneinkünfte, das Doppelte des Einkommens, das man vorher bezogen hat, maximal Anspruch auf die dreifache Höhe der Durchschnittsrente und Begrenzung der Parlamentszeit auf zwei Legislaturperioden (die natürlich nicht noch auf mehr Jahre als bisher angehoben werden dürfen).

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