In letzter Zeit berichtet die Presse im Lande vermehrt über die Linke Sarah Wagenknecht und eine im Raum stehende eigene Parteigründung. Dabei kommt sie recht gut weg, zuletzt titelte der Spiegel groß „Die Unfassbare“. https://www.spiegel.de/politik/deutschland/sahra-wagenknecht-gruendet-sie-eine-neue-partei-a-0041fb0b-a740-453f-b9e7-264a6e1a9109

Am 22.04. fand in Eisenberg eine abendliche Buchlesung mit kurzer Fragerunde statt, dort konnte und wollte man Wagenknecht persönlich hören und erleben. Auch eine größere Anzahl Teilnehmer vom Aufbruch Gera i. G. war vor Ort, zudem auch André Poggenburg von der IG Aufbruch Deutschland, der uns seine Eindrücke hier schildert:
Nachdem ich Frau Wagenknecht bisher einmal im Bundestag persönlich sah, sie sonst nur aus Rundfunk & Presse kenne, viele ihrer Aussagen unterstreichen kann und trotzdem skeptisch bin, wollte ich mir selbst ein Bild machen und besuchte also ihre Buchlesung in Eisenberg. Die 15 Euro Eintritt waren gut investiert auf dem Weg der Erkenntnis.
Der Saal war gut gefüllt, die Stimmung gesellig und das, obwohl das Publikum tatsächlich bunt gemischt und von links bis rechts vertreten war. Nach meinem Empfinden gab es sogar einen Überhang an „patriotischen“, also nach heutiger Lesart „rechten“, Teilnehmern. Alle einte aber die Kritik an der „grün“ dominierten Regierungspolitik und der westlichen Kriegstreiberei. SO kann also „Querfront“, fernab von Spaltung und Distanzierung, aussehen!
Sarah Wagenknecht wurde mit Beifall begrüßt, machte eine gute Figur und begann locker mit ihrem Programm – danach folgte eine emotionale Berg- und Talfahrt, wie ich es vorausgeahnt hatte. Aus ihrem Buch „Die Selbstgerechten“ las sie eine gute halbe Stunde vor und hatte dazu das aktualisierte Vorwort ausgewählt, in dem sie auch ganz konkret und passend Stellung zu, bzw. gegen, die westliche Kriegstreiberei und Doppelmoral bezog. Guten Gewissens kann ich neunzig Prozent ihrer dbzgl. Darstellungen unterstreichen und vertreten und sie erntete vom gesamten Publikum immer wieder großen Applaus. Allerdings dauerte es nicht lange und es passierte genau das, was nicht passieren sollte – es folgten die Seitenhiebe gegen „Rechts“. Es begann mit einer Aussage zum Fanatismus religiöser und rechtsextremer Strukturen, die linksextremen wurden dabei unterschlagen. Vielleicht ein Versehen? Aber doch nicht bei dieser politisch gebildeten Frau, die leider bis dato auch ein Unterstützer von Antifa & Co. ist oder mindestens war. Es ging später weiter mit einer Aussage zur Partei AfD, die sie vollkommen ablehnt, weil sie „rechts“ ist… Nun kann man der AfD einiges vorwerfen, so ihre Unfähigkeit zur inneren Befriedung und Einheit, ihre deutliche transatlantische Vereinnahmung, ihre destruktive „Platzhirschmentalität“ im rechten Lager, ihre spürbare Rolle als gelenkte Opposition – aber sie einfach abzulehnen, weil sie rechts ist, ist sehr dürftig und schmeckt fade. Zudem machte Frau Wagenknecht deutlich, dass es nicht in Ordnung sei, protestierende Bürger per se zu diskreditieren und in die rechte Ecke zu schieben – denn dort stünden diese gar nicht – „rechts“ wäre nämlich vollkommen abzulehnen und eine Diffamierung dieser Bürger. Rechts ist nicht zu tolerieren und ein Problem – klare Botschaft von Frau Wagenknecht!
Leider mangelt es Sarah Wagenknecht an Willen oder Fähigkeit zu der Erkenntnis zu gelangen, dass „Rechts“ eine völlig legitime politische Richtung ist und zu einer freiheitlichen Demokratie gehört. (Selbst Dunja Hayali hatte dies einmal öffentlich zugegeben!). Diese Haltung Wagenknechts ist bedauerlich und desillusionierend. Einerseits bemängelt sie die fatal eingeschränkte Wahlmöglichkeit der deutschen Bürger im aktuell dargeboten (transatlantisch geprägten) Parteienspektrum, andererseits erklärt sie selbst einen Großteil des politischen Spektrums als inakzeptabel und unwählbar.
Als Fazit dieses Abends muss ich feststellen, dass Frau Wagenknecht (noch) zu sehr in alten ideologischen Denkmustern gefangen ist und nicht einsehen kann oder will, dass „rechts“ Teil der Lösung und nicht des Problems ist. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen von Krieg in Europa, einer ungeahnten Russophobie und transatlantischen Kriegstreiberei, verbietet es sich, die von oben künstlich geschaffene und sorgfältig gepflegte Lagerspaltung des deutschen Volkes und Widerstandes mitzumachen und dem System damit gefällig zu sein. Eine friedensbewegte und widerständige Querfront von links bis rechts wird es mit Sarah Wagenknecht also nicht geben! Wer dies wünscht und als erstrebenswertes Ziel erkannt hat, muss bei anderen Personen und Initiativen fündig werden oder die Sache selbst in die Hand nehmen.
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